„Wir möchten Sie für eine GFK-Schulung für 30 Mitarbeitende buchen. Wir stellen uns eine 4-stündige interaktive Schulung vor. Ziel ist eine deutliche Verbesserung der Kommunikation zwischen den Standorten und zwischen den Abteilungen.“
Ist das eine reelle Anfrage? Ja! Hat die Maßnahme eine reelle Chance das gewünschte Ergebnis zu bewirken? Nein! Lesen Sie hier, wie Sie in Ihrer Organisation eine Kultur von Vertrauen, Respekt und effektiver Zusammenarbeit kreiren können.
Klar, lieber vier Stunden als gar keine Inspiration zum Thema Kommunikation und Umgang miteinander. Ich kann auch in einer Stunde nützliche Tipps geben, nur wird das leider die Probleme der Organisation nicht lösen.
Wenn man eine neue Sprache lernen will, ist das mit 15 Minuten täglichem Üben machbar. Wenn man etwa 20 Stunden die Woche investiert, kann man in 30 - 40 Wochen ein fundiertes Sprachniveau erreichen - sagen Studien.
GFK ist jedoch mehr als ein Sprachmuster: eine Haltung, eine Art des Umgangs miteinander, ein Bewusstseinsprozess und Persönlichkeitsentwicklung - und soll in vier Stunden anwendbar gelernt werden.
Bei Kommunikationsproblemen in Organisationen müssen wir uns vier Ebenen gleichzeitig anschauen:
Individuell
Welche „gut trainierten“ alten Sprachmuster bringt jede/r Einzelne mit? Wer ist bereit, sich diese anzuschauen, neue einzuüben und mutig auszuprobieren? Wie gehen wir mit unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen um?
Im Dialog
Wie wird miteinander geredet? Wird überhaupt miteinander geredet oder eher hintenrum? Was ist der Grund dafür? Wie ist die Feedback-Kultur?
Auf der Teamebene
Haben die Teams eine gemeinsame Sprache und Ausrichtung? Wie wird mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten umgegangen? Gibt es eine konstruktive Meeting-Kultur? Wie werden Entscheidungen getroffen und kommuniziert?
Auf Organisationsebene
Gibt es strukturelle Hindernisse und Konflikte? Gibt es Klarheit in Bezug auf Rollen und Formate? Wie wird mit Ressourcen umgegangen? Ist die Leitung an Bord?
Damit Gewaltfreie Kommunikations-Workshops in Organisationen also nachhaltig wirksam sein können, sind mehrere Faktoren wichtig.
Top-Down-Unterstützung
Die Führungsebene der Organisation sollte die Wichtigkeit von Gewaltfreier Kommunikation erkennen und aktiv unterstützen und vor allem vorleben! Das erhöht die Bereitschaft aller, sich auf etwas Neues einzulassen und Sinn darin zu sehen.
Gewaltfreie Kommunikation sollte nicht isoliert betrachtet, sondern in die gesamte Unternehmenskultur integriert werden. Dies bedeutet, dass die Prinzipien in den täglichen Ablauf, die Unternehmenswerte und die Entscheidungsfindung einfließen sollten.
Regelmäßige Schulungen und Auffrischungen
Um die Effektivität zu gewährleisten, sollten regelmäßige Workshops angeboten werden. Dies unterstützt nicht nur die Weiterentwicklung der Fähigkeiten, sondern erinnert die Mitarbeiter auch daran, wie wichtig Gewaltfreie Kommunikation ist.
Die Workshops sollten praxisorientiert sein und konkrete Beispiele aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer beinhalten. Dies erleichtert die Anwendung der Prinzipien in realen Situationen.
Einzelgespräche oder Coaching-Sitzungen können den Teilnehmenden helfen, die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation auf ihre individuellen Herausforderungen anzuwenden.
Führungskräfte haben eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Unternehmenskultur. Wenn sie in Gewaltfreier Kommunikation geschult sind, können sie diese Prinzipien in ihrem Führungsstil integrieren und so ein positives Beispiel für andere setzen.
Implementiere Feedback-Mechanismen, um die Wirksamkeit der gewaltfreien Kommunikation zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Dies könnte zum Beispiel durch Umfragen oder informelle Rückmeldungen erfolgen.
Die Workshops sollten auch Strategien für das Konfliktmanagement vermitteln. Gewaltfreie Kommunikation kann dazu beitragen, Konflikte konstruktiv zu lösen und Eskalation zu vermeiden.
Die Organisation sollte sich langfristig zur Gewaltfreien Kommunikation verpflichten. Es ist wichtig zu erkennen, dass dies ein fortlaufender Prozess ist, der Zeit und Engagement erfordert.
Stelle sicher, dass ausreichend Ressourcen, einschließlich Zeit und Budget, für die Implementierung und Aufrechterhaltung von Gewaltfreien Kommunikationsinitiativen vorhanden sind.
Was bringt ein Onlinekurs für Mitarbeitende, wenn sie keinen Arbeitsplatz mit funktionierendem Mikro haben, nebenher die Telefonzentrale bedienen müssen oder in einem Großraumbüro über ihre persönlichen kommunikativen Herausforderungen sprechen sollen?
Durch die Berücksichtigung dieser Faktoren kann GFK nicht nur als kurzfristige Schulungsmaßnahme betrachtet, sondern als integraler Bestandteil einer unterstützenden und respektvollen Organisationskultur werden.
Ja, das kostet Zeit und Geld. Aber im Verhältnis dazu, dass
sind die Aufwendungen für eine nachhaltige Verbesserung der Kommunikation, emotionale Kompetenz und Konfliktfähigkeit lächerlich gering.
Nicht umsonst setzen große Firmen wie Microsoft, Google, Airbnb und viele andere schon seit Jahren auf GFK-Trainings um eine Kultur von Vertrauen, Respekt und effektive Zusammenarbeit zu kreieren.
Wann geht's bei euch los?